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Jungvogel gefunden. Was tun?

Die Vogeleltern sind jetzt fleissig daran, ihre hungrigen Jungen in den Nestern und den Nistkästen zu füttern. Bitte denk daran, wenn du einen vermeintlich hilflosen Jungvogel findest: Viele Jungvögel verlassen ihr Nest noch bevor sie richtig fliegen können. Sie werden dann auf dem Boden weiter von den Eltern versorgt. Deshalb solltest du den kleinen Vogel dort belassen, oder, falls er sich an einem gefährlichen Ort befindet, in der Nähe etwas sicherer oder erhöht platzieren.

Titelbild: Junge Kohlmeise wird von einem Elternteil gefüttert. (Foto: Marco Stalder)

Wenn du einen flugunfähigen Vogel findest, versuche einzuschätzen, ob es sich um einen Jungvogel oder um einen bereits selbständigen Vogel handelt. Wichtige Informationen über den Umgang mit Jungvögeln findest du bei der Vogelwarte Sempach.

Warum Jungvögel an Ort belassen?

Ein Jungvogel hat die besten Überlebenschancen, wenn er von den Altvögeln gefüttert und betreut wird. Wenn du den Jungvogel also am Ort lässt, gibst du den Vogeleltern die Chance, ihren Nachwuchs weiterzufüttern. Denn in den seltensten Fällen wurden die Jungvögel wirklich verlassen.

Nestflüchter und Nesthocker

Bei Vögeln gibt es Nesthocker und Nestflüchter. Nestflüchter sind zum Beispiel Enten und Hühnervögel. Sie haben ein vollständiges Dunenkleid und können sofort laufen bzw. schwimmen. Sie beginnen schon bald, selbstständig Nahrung aufzunehmen. Beispiele von Nestflüchtern sind Enten und Hühnervögel.

Junge Nesthocker sind am Anfang nackt und blind. Sie bleiben längere Zeit im Nest und werden von den Eltern gefüttert und gepflegt. Nesthocker sind zum Beispiel Greifvögel, Eulen, Spechte, Segler und alle Singvögel.

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Buntspecht mit Jungvogel. (Foto: Annegret Schnider)

Bei einigen dieser Arten verlassen die Jungen das Nest manchmal schon, bevor sie richtig fliegen können. Dies ist z.B. bei Amseln und anderen Drosseln häufig der Fall.

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Junge Amsel (Foto: 123rf.com)

Daher kann es sein, dass du einen scheinbar verlassenen Jungvogel findest. Manchmal flattern sie ungeschickt herum. Sie sind aber meistens nicht verletzt. Sie sind auch nicht aus dem Nest gefallen, sondern es ist normal, dass sie sich versteckt in der Umgebung des Nestes aufhalten, wo sie von den Eltern weiterhin gefüttert werden.

Deshalb solltest du diese Jungvögel nicht mitnehmen. Auch sind ihre Überlebenschancen in menschlicher Obhut gering und die Auswilderung ist schwierig.

Wann sollst du einschreiten?

Du solltest nur etwas tun, wenn du ganz sicher bist, dass der Jungvogel in Gefahr ist, oder wenn ihn die Eltern wirklich verlassen haben. Das kannst du daran erkennen, dass zum Beispiel das Nest zerstört ist oder du die Altvögel tot auffindest.

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Junge Blaumeise (Foto: 123rf.com)

Wenn ein kleiner Vogel an einem gefährlichen Ort sitzt, beispielsweise auf einer Strasse oder an einem vor Katzen oder Regen ungeschützten Ort, kannst du ihn in die nächste Hecke oder in den nächsten Baum setzen. Beobachte ihn dann aus einer Distanz von mindestens 50 Metern. Wenn nicht spätestens nach einer Stunde die Eltern mit Futter auftauchen, kannst du ihn in Obhut nehmen.

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Junger Gimpel im Vogelbad (Foto: Annegret Schnider).

Du musst aber wissen, dass alle Nesthocker ausser den Singvögeln sehr schwierig aufzuziehen sind. Ausserdem brauchst du für die Pflege und Haltung von Wildvögeln eine Genehmigung, die du beim Kanton (Jagdverwaltung oder Veterinäramt) beantragen musst.

Am besten bringst du den Vogel für die weitere Betreuung umgehend einer offiziellen Pflegestation (Kontakt für die Vogel-Pflegestation für die Region Basel), einem Tierspital oder der Schweizerischen Vogelwarte Sempach.

Spezialfall Segler und Greiffvögel

Segler sind als reine Insektenfresser sehr schwierig aufzuziehen (siehe separates Merkblatt). Aus dem Nest gefallene Jungsegler haben eine recht gute Überlebenschance, falls sie einem Paar mit gleichaltrigen Jungen untergeschoben werden können. Die Altvögel akzeptieren solche „Stiefkinder“ meist problemlos und ziehen sie wie eigene Junge auf.

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Junger Mauersegler (Foto: 123rf.com).

Viele Seglerkolonien werden von engagierten Vogelschützer(inne)n betreut, die mögliche Ersatzeltern kennen. Auf Anfrage geben die Vogelwarte und der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz Kontaktadressen bekannt.

Greifvögel und Eulen (weissliches oder graues Dunenkleid, hakenförmiger Oberschnabel) gehören übrigens immer in die Pflege von Fachleuten! Ihre Betreuung ist aufwändig und erfordert grossen Sachverstand.

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Junger Uhu (Foto: Peter Ertl)

Nothilfe für verwaiste Jungvögel

Für den Fall, dass du einen jungen Singvogel für kurze Zeit in Obhut nehmen musst, erhältst du bei der Vogelwarte einige Pflegehinweise.

Lade hier das Ratgeber-Merkblatt für aufgefundene Jungvögel der Vogelwarte Sempach herunter.

Hast du in der Region Basel einen Vogel gefunden der wirklich Hilfe braucht, kannst Du bei der Vogelpflegestation anrufen. WICHTIG: Bitte lies unbedingt zuerst die Informationen der Webseite der Vogelstation. 

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